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1. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 61

1884 - Flensburg : Westphalen
61 fabriken zur „Fernsicht" bei Kellinghusen, bei Üterfen,*) Itzehoe und Lägerdorf, die großen Ziegeleien zu Ekensund am Flensburger Meerbusen, zu Pahlhude an der Eider zc., die Papierfabriken zu Rastorf, Flensburg zc., eine große Lederfabrik in Schleswig (die größte Gerberei des Landes), die Tuchfabriken in Neumünster, eine Netzfabrik in Itzehoe, die Zuckersiedereien zu Itzehoe, Altona zc., die „Baltische Mühle" bei Neumühlen am Kieler Hafen,die großen Schiffswerften bei Kiel/**) Flensburg, Apenrade zc. Auch der Handel des Landes, sowohl der inländische als der ausländische ist von Bedeutung. Gegenstände der Ausfuhr sind namentlich die Erzeugnisse des Ackerbaus und der Viehzucht, also Korn, Rindvieh, Pferde, Butter, Speck zc. Lebhafter Getreidehandel ist in Altona, Kiel, Flensburg, Neustadt, Brunsbüttel, Hadersleben, Burg auf Fehmarn und mehreren anderen Örtern. Rindvieh wird besonders über Hamburg und Tönning ausgeführt^). Haupteinfuhrsartikel sind Kaffee, Zucker, Thee, Tabak, Baumwolle, Seide, Roheisen, Steinkohlen, Bauholz, Wein zc. Um den Handel und Berkehr zu beleben, sind Chausseen und Eisenbahnen angelegt worden. Was die Chausseen betrifft, durch welche alle hervorragenden Örter mit einander verbunden sind, so wurde die erste, nämlich die Altona-Kieler, im Jahre 1833 vollendet. Von besonderer Wichtigkeit sind diese Kunststraßen in den Marschen, wo die übrigen Wege zur Herbst- und Winterzeit oft unfahrbar werden. Die Altona-Kieler Eisenbahn wurde im Jahre 1844 dem Verkehr übergeben. Darauf folgten die Zweigbahnen von Neumünster nach Rendsburg und von Elmshorn nach Glückstadt, welche letztere später bis Itzehoe verlängert wurde. Jetzt geht'auch eine Bahn von Neumünster über Plön und Eutin nach Neustadt und nach Lübek, von Kiel über Preetz nach Plön, von Hamburg direkt nach Lübek, von Altona nach Hamburg und von Altona nach Blankenese. Die Eröffnung der Bahn von Neumünster übersegeberg nach Oldesloe erfolgte im Jahre 1875. In neuerer Zeit entstanden in Holstein 1) die Marsch bahn, von Itzehoe über Wilster und Meldorf nach Heide, mit einer Zweigbahn von Michaelisdonn nach Marne. (Jetzt führt die ganze Bahnstrecke von Elmshorn nach Heide den Namen Marschbahn). 2) Die westholsteinische Bahn, *) Die erste deutsche Portland-Cementfabrik nach englischem Muster und lange Jahre die einzige in Deutschland. (Dr. Meyn.) **) Das größte Mühlenwerk in Europa; im Jahre 1874 abgebrannt; es hatte 64 Mahlgänge. Neu erbaut mit 80 Mahlgängen. Jetzige Inhaber: Die „Baltische Mühlengesellschaft." ***) Abgesehen von der Kaiserlichen Werft in Ellerbek namentlich die Howaldsche Werft zu Dietrichsdorf an der Mündung der Schwentine und die Werft „Germania" in Gaarden. t) Es werden ausgeführt: U/s Mill. hl Korn, 7-/z Mill. kg Butter, 1 Mill. kg Speck, 80000 Stück Rindvieh, 45 000 Schweine, 14 000 Pferde.

2. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 99

1884 - Flensburg : Westphalen
Wh 99 Hügel (Hünengräber oder Riesenbetten genannt), die sich noch jetzt im Lande finden, reiche Vorratskammern, in welchen viele altertümliche Gegenstände z. B. Opfermesser, Streitäxte, Schwerter, Lanzenspitzen, Armbänder, Schlüsselringe, Glasscherben, römische Münzen zc. sich finden, die uns über die Sitten früherer Zeiten Aufklärung geben.*) Die Wohnungen waren in den ältesten Zeiten bloße Erdhütten, die zur Stütze für Wand und Dach mit Baumzweigen durchflochten waren. Zur Zeit Karls des Großen baute man aber schon Häuser aus Holz, welches , die großen Wälder im Überfluß darboten. Das Licht fiel durch Öffnungen hinein, die bei Sturm und Regen durch einen Rahmen, über welche eine Blase oder dünne Haut ausgespannt war, geschlossen wurde. Ein Loch in der Decke, welches zur Erleuchtung diente, war zugleich dazu bestimmt, dem vom Feuerherde aufsteigenden Rauch einen Ausgang zu verschaffen. Die ersten Wohnungen wurden an den Meeresküsten, an schiffbaren Flüssen und fischreichen Landseen erbaut. Gegen das Ende des 8. Jahrhundert entstanden in unserem engeren Vaterlande schon einige Dörfer, z. B. Schlieswik, Beidenflet an der Stör, Meldorf an der Mile rc. Als Nahrungsmittel dienten namentlich Schweine- und Pferdefleisch, aber auch Fische, Mehlspeisen und verschiedene Kräuter. Zu den beliebtesten Getränken, die bei keinem Gastmahle fehlen durften, gehörten Bier und Met, weshalb viel Gerste gebaut und die Bienenzucht fleißig betrieben wurde. Als Kleidungsstücke benutzte man anfänglich die Felle der wilden Tiere, jedoch lernte man schon frühzeitig die Wolle zu verarbeiten. Viele Geräte und Werkzeuge wurden ursprünglich aus Stein (freilich auch aus Horn und Knochen), danach aus Bronze (einer Mischung aus Kupfer und Zinn) und später aus Eisen bereitet, so daß man ein Stein-, Bronze- und Eisenalter unterscheidet. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden von den freien Männern in öffentlichen Versammlungen besorgt. Mehrere Höfe oder Hufen waren zu einer kleinen Gemeinde, der Mark, vereinigt, mehrere Marken bildeten die größere Gemeinde oder den Gau. In den großen Volksversammlungen wurde über Landeswohlfahrt beraten, über Krieg und Frieden beschlossen und Gericht gehalten. *) Auf einigen Grabhügeln steht ein Stein, der mit einer Inschrift versehen ist, Runenstein. Die alte Schrift wird Runenschrift genannt. Das Wort Run, welches Geheimnis bedeutet, weiset darauf hin, daß die Schrift nur einigen Eingeweihten verständlich war, soll aber zugleich anzeigen, daß sie zu allerlei geheimelt Künsten (Zaubereiwerken) angewendet wurde. — Viele Grabhügel sind geöffnet, z. B. in Angeln, Ditina'rschen, in der Gegend von Schenefeld rc. und mancher dort gemachte Fund wird im Kieler Museum rc. aufbewahrt. Auch in den Torfmooren (bei Süderbrarup in Angeln, bei Satrup in Sundewitt rc.) hat man Altertumsgegenstände gefunden, die ein Bild früherer Zeiten gewähren. — Was die aus Stein verfertigten Geräte betrifft, so wird übrigens angenommen, daß dieselben größtenteils von einem Urvolke herrühren, welches schon vor den Germanen in unserem Lande gewohnt hat. Bei diesem Urvolke scheint die Sitte geherrscht zu haben, die Leichen zu begraben.
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